Digitalisierung - ein Schlagwort welches diese Dekade beherrscht und in den kommenden Jahren wohl auch noch immer mehr an Bedeutung gewinnen werden wird.
In allen Bereichen des alltäglichen Lebens und des modernen Arbeitsumfeldes kaum mehr weg zu denken, unterstützt uns die Digitalisierung um unsere (Arbeits-)Prozesse zu vereinfachen und zu optimieren.
Lästige, aufwendige und doch notwendige Arbeiten werden mitunter so, computerunterstützt zur produktiven "Nebensache".
Vieles wird mittlerweile aufgezeichnet, gesammelt, digital dokumentiert und archiviert, längst ist die Digitalisierung auch im Non-Profit-Bereich mit all ihren Facetten aufgeschlagen. Anwendungen wie beispielsweise Blaulicht-SMS, Feuerwehreinsatz.info, Wasserkarte.info und nicht zuletzt unsere neue LAWZ 3.0 (Landesalarm- und Warnzentrale) sowie der digitale Fortschritt innerhalb der einzelnen Feuerwehren zeugen davon.
Doch was steckt dahinter? Wie viel Digitalisierung braucht es wirklich?
Wo liegt die Grenze zwischen "must have" und "nice to have"?
"Digitalisierung ist einerseits Chance und andererseits Herausforderung gleichermaßen und geht weit über reine IT-Anwendungen und digitale Kommunikationswege hinaus."
Diese Tatsache bringt auch einige Herausforderungen für die Freiwilligen Feuerwehren im Land mit sich.
Daten und Informationen als Chance!
Vorbereitende Einsatzmaßnahmen sind für die Feuerwehr seit jeher eine große Stütze im Einsatzfall.
Der digitale Fortschritt eröffnet den Freiwilligen neue Möglichkeiten zur besseren und schnelleren Einsatzabwicklung. So können neben herkömmlichen Mitteln wie Karten oder Brandschutzplänen, Daten und digital aufbereitete Informationen eine effizientere Hilfestellung durch die Einsatzorganisationen begünstigen.
Neue und schnellere Kommunikationswege, luftbildgestützte Lageführungen, sowie unzählige Informationskanäle zur besseren Lagebeurteilung sind nur ein paar Beispiele der digital unterstützenden Mittel bei Großeinsätzen, welche die Führungskräfte bei der Entscheidungsfindung schon jetzt unterstützen.
Neben den Einsatzabläufen können mit Daten und Informationen hinterlegte Programme auch die Verwaltungsabläufe erleichtern und zur besseren Transparenz und Übersicht beitragen. Auch wird das vernetzte, räumlich getrennte Arbeiten ermöglicht, was auch zu mehr Unabhängigkeit führt.
Als eines der sichtbarsten, digitalen Zeichen nach außen hin, ließ sich der Trend hin zur Öffentlichkeitsarbeit und Onlinepräsenz der einzelnen Rettungsorganisationen beobachten.
Ist die Zukunft nur noch digital?
Die digitale Transformation mit all ihren Vorteilen ist in ehrenamtlichen Einrichtungen einerseits extrem abhängig von der Fachkompetenz und dem Eigeninteresse ihrer Mitglieder, andererseits braucht es auch ein klares Bekenntnis der Entscheidungsträger diese Umstellung mittragen zu wollen.
Oftmals fehlt es nicht an Motivation und Umsetzungswille, alleine durch methodische Umsetzungsprobleme können die ambitioniertesten Umsetzungspläne ins Stocken geraten, schlimmstenfalls komplett scheitern.
Ein weiterer gewichtiger Aspekt, der bei Umstellungen immer mitschwingt bezieht sich auf den finanziellen Rahmen, hier gilt es auf das richtige "Pferd" für den jeweiligen Anwendungsbereich zu setzen. Mittlerweile gibt es etliche Softwarelösungen auch von namhaften Herstellern, die auch für ehrenamtliche Organisationen (nonprofit) kostenlos nutzbar sind und Businessanwendungen um nichts nachstehen.
Ein Hauptproblem der Digitalisierung und deren einsatzorientierte Handhabung könnte sich schlussendlich durch einen doch sehr banalen Grund ergeben: Wie kann man auf Daten und Unterlagen im Einsatzfall bei einem Blackout ausfallsicher über einen längeren Zeitraum zugreifen?
Für den Fall eines längerfristigen, großräumigen Strom- und Netzwerkausfall muss über Notfallpläne eine sichere und effiziente Hilfestellung weiterhin gewährleistet sein.
Digitale Herausforderungen erfordern analoge Antworten!
Was hat sich als Nützlich und Sinnvoll erwiesen? Was darf man dokumentieren und wo liegt die Abgrenzung zur Datenschutz-Grundverordnung?
Das digitale Zeitalter mit all seinen Vorteilen kann uns helfen besser und effizienter zu werden, doch braucht es dazu genaue Standards und "Leitlinien". Regeln für den korrekten Umgang mit sensiblen Daten, vor allem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, müssen erarbeitet und im Leitbild der Organisation verankert werden. Dies kann nur durch ein entsprechendes Schulungsangebot und die damit verbundene Sensibilisierung der Thematik erreicht werden.
Wie sieht der Backup-Plan aus?
Eine Einsatzorganisation zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie auch im Krisenfall handlungsfähig bleibt und zielgerichtet agieren kann. Damit das auch in Zukunft gegeben ist, muss dazu der Spagat zwischen Digital und Analog gehalten werden um sich nicht zu tief in die digitale Abhängigkeit zu begeben.
Daumen mal Pi und Bauchgefühl...
Wenn wir hier den Fokus auf die Feuerwehr richten dürfen wir nicht vergessen, dass es auch ein sehr gut funktionierendes Feuerwehrwesen ohne digitalen Boom in Österreich gegeben hat. Feuer konnten auch effizient mit rein analogen Hilfsmitteln gelöscht werden, die Hilfeleistungen funktionierten genauso.
Digitalisierung ist gut und nützlich im Rahmen des benötigten Umfanges, dazu braucht es aber auch die entsprechenden Kompetenzen innerhalb der einzelnen Organisationen.
Fakt ist: Die Intuition, das Fachwissen sowie das nötige Feingespür eines erfahrenen Einsatzleiters/einer erfahrenen Einsatzleiterin wird kein digitales Element in absehbarer Zeit ersetzen können. Im Einsatzfall kommt es nach wie vor auf das Bauchgefühl, die korrekte Priorisierung der Gefahren und die Fachkompetenz des Einzelnen an - es geht dabei also um den Mensch und das ist gut so.